LINKE PERSPEKTIVEN
AUS UND AUF CHINA
Schlagzeilen über Chinas wirtschaftliche Expansion, Demonstrationen in Hong Kong, Umerziehungslager in Xinjiang, das Social-Credit-System und Chinas Rolle als mutmaßlicher Verursacher der COVID-19-Pandemie sind in westlichen Medien allgegenwärtig. Meist bieten sie Liberalen eine Steilvorlage für eine Kritik am autoritären chinesischen Regime, die auf antikommunistische und häufig auch rassistische Stereotype zurückgreift. Derweil blicken quer durch das politische Spektrum Anhänger*innen staatlicher Effizienz nicht ohne Neid auf die Erfolge eben jener Parteidiktatur etwa bei der Umsetzung von Großprojekten. Diese Positionen sind in ihrer Verkürzung und Fokussierung auf den chinesischen Staat und die Kommunistische Partei Chinas für eine kritisch-emanzipatorische Auseinandersetzung wenig ergiebig. Unsere Veranstaltungsreihe bringt daher akademische, aktivistische und künstlerische Formen der Gesellschaftsanalyse miteinander in Dialog, um den Blick auf die Komplexität und Widersprüche chinesischer Verhältnisse zu richten: Ist das sozialistische Projekt endgültig einem Kapitalismus chinesischer Prägung gewichen? Wie sind die wirtschaftlichen und geostrategischen Bestrebungen Chinas auf globaler Ebene einzuordnen? Was hat es mit dem Chinese Dream auf sich und wie verhält er sich zum staatlich propagierten Marxismus? Welche Auswirkung hatte die Chinesische Revolution auf Geschlechterverhältnisse und wie verändern marktwirtschaftliche Reformen diese? Was heißt Links-Sein in China heute? Und warum sollten sich Linke im Westen überhaupt mit all dem befassen? Abseits von Headlines und Hardlinern wollen wir diesen Fragen nachgehen und so eine differenzierte Sichtweise auf Realitäten und Wahrnehmungen der Volksrepublik China entwickeln.
Alle Veranstaltungen finden mit begrenzter Teilnehmer*innenzahl statt im Institut für Zukunft (An den Tierkliniken 38-42, 04103 Leipzig) und parallel als Livestream Falls die geltenden COVID19 Präventionsmaßnahmen es notwendig machen, finden die Veranstaltungen nur als Online-Veranstaltung statt. Ausführliche Informationen zum Hygienekonzept, sowie weitere tagesaktuelle Infos zum Livestream, sind zu finden oder auf unseren In Absprache mit den Vortragenden werden Film- und/oder Videoaufnahmen gegebenenfalls nach der Veranstaltung publiziert. Der Zugang zum Veranstaltungsraum ist leider nicht barrierefrei. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen Die Veranstaltungssprache ist Deutsch, Ausnahmen sind in der jeweiligen Veranstaltungsbeschreibung vermerkt.
Eine Veranstaltunsreihe des Kulturraum e.V.
Gestaltung & Website: Hjördis Lyn Behncken, Insa Deist, Juliane Bülow
Die Veranstaltungsreihe und einzelne Veranstaltungen werden gefördert und unterstützt durch die Research Academy der Universität Leipzig, das Referat für Gleichstellung von Frau und Mann der Stadt Leipzig, das Förderprogramm „Leipzig. Ort der Vielfalt“ der Stadt Leipzig, die Buchhandlung Drift, die Feministische Bibliothek MONAliesA und die Rosa Luxemburg Stiftung Sachsen (mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes)
08.10.2020
08.10.2020 – 19 Uhr
Institut für Zukunft
Vortrag und Diskussion
Der gegenwärtige Aufstieg der Volksrepublik China führt zu einer Neuordnung der globalen Machtverhältnisse. Auch innerhalb des Landes haben sich durch die wirtschaftliche Entwicklung Klassen- und Geschlechterverhältnisse grundlegend verändert. Felix Wemheuer untersucht außerdem Chinas große Transformation im Kontext globaler Trends von Entkolonialisierung, Kaltem Krieg und dem Siegeszug des neoliberalen Kapitalismus nach 1989. Rückständigkeit zu überwinden und den Westen wirtschaftlich einzuholen, war und ist ein zentrales Ziel der chinesischen Führung. Im Vortrag wird der Frage nachgegangen, ob China das Weltsystem grundlegend verändert oder selbst zu einem neuen kapitalistischen Zentrum aufsteigt.
08.10.2020
08.10.2020 – 19 Uhr
Institut für Zukunft
Vortrag und Diskussion
Der gegenwärtige Aufstieg der Volksrepublik China führt zu einer Neuordnung der globalen Machtverhältnisse. Auch innerhalb des Landes haben sich durch die wirtschaftliche Entwicklung Klassen- und Geschlechterverhältnisse grundlegend verändert. Felix Wemheuer untersucht außerdem Chinas große Transformation im Kontext globaler Trends von Entkolonialisierung, Kaltem Krieg und dem Siegeszug des neoliberalen Kapitalismus nach 1989. Rückständigkeit zu überwinden und den Westen wirtschaftlich einzuholen, war und ist ein zentrales Ziel der chinesischen Führung. Im Vortrag wird der Frage nachgegangen, ob China das Weltsystem grundlegend verändert oder selbst zu einem neuen kapitalistischen Zentrum aufsteigt.
22.10.2020
22.10.2020 – 19 Uhr
Institut für Zukunft
Vortrag und Diskussion
Die 1978 eingeleitete Reformpolitik hat chinesischen Frauen neue Freiräume und Möglichkeiten beschert, aber auch einen Verlust an sozialer Sicherheit. Während Mao Zedong ihnen noch zutraute, „die Hälfte des Himmels“ zu tragen, werden sie im heutigen China vielfach in die Rolle der Ehefrau und Mutter zurückgedrängt. Der Vortrag skizziert die Lage von Frauen im heutigen China und legt dar, wie diese von chinesischen Feministinnen reflektiert wird. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei ein kritischer sozialistischer Feminismus, wie er sich in den letzten zehn Jahren herausgebildet hat. Er ordnet Chinas Reformen dem globalen Neoliberalismus zu und verlangt eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem sozialistischen Erbe.
22.10.2020
22.10.2020 – 19 Uhr
Institut für Zukunft
Vortrag und Diskussion
Die 1978 eingeleitete Reformpolitik hat chinesischen Frauen neue Freiräume und Möglichkeiten beschert, aber auch einen Verlust an sozialer Sicherheit. Während Mao Zedong ihnen noch zutraute, „die Hälfte des Himmels“ zu tragen, werden sie im heutigen China vielfach in die Rolle der Ehefrau und Mutter zurückgedrängt. Der Vortrag skizziert die Lage von Frauen im heutigen China und legt dar, wie diese von chinesischen Feministinnen reflektiert wird. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei ein kritischer sozialistischer Feminismus, wie er sich in den letzten zehn Jahren herausgebildet hat. Er ordnet Chinas Reformen dem globalen Neoliberalismus zu und verlangt eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem sozialistischen Erbe.
26.10.2020
26.10.2020 – 19 Uhr
Institut für Zukunft
Filmscreeening, Vortrag und Diskussion
Anfang des Jahres 2020 haben sich zahlreiche polnische Kommunen zu „LGBT-frei Zonen“ erklärt, damit geben sie vor, frei von „LGBT-Ideologie“ zu sein. Tatsächlich dienen diese symbolischen, juristisch haltlosen Vorgänge der gesellschaftlichen Herabwürdigung von LGBTQ-Personen. Magda Wlostowska beschäftigt sich wissenschaftlich mit der Entstehung von schwul-lesbischen Gruppen in Polen und wird in einem multimedialen Vortrag von den Herausforderungen für polnischen LGBTQ-Gruppen angesichts eines rechtskonservativen gesellschaftlichen Klimas und eines persistenten katholischen Traditionalismus berichten.
Auch im heutigen China ist die Lage für LGBTQ-Aktivismus prekär. Der aus Beijing stammende Filmemacher und Aktivist Fan Popo beschäftigt sich in seinen Dokumentationen und Kurzfilmen mit der Situation von nicht-heteronormativen Personen. In seinen an diesem Abend vorgestellten filmischen Beitragen zu gleichgeschlechtlicher Ehe, feministischem Aktivismus oder Sichtbarkeit von Trans-Personen werden zahlreiche Formen von Diskriminierung und Stigmatisierung in der sich zum großen Teil auf patriarchale Traditionen und auf neo-nationalistische Werte berufenden chinesischen Gesellschaft behandelt.
In einem anschließenden Gespräch soll die aktuelle Lage für LGBTQ-Personen in China und Polen vorgestellt werden und Formen sowie Handlungsräume für LGBTQ-Aktivismus in diesen nationalen Kontexten diskutiert werden.
Die Veranstaltung findet teilweise in englischer Sprache statt. Bei Bedarf werden deutschsprachige Zusammenfassungen und DIWO-Übersetzungen angeboten.
26.10.2020
26.10.2020 – 19 Uhr
Institut für Zukunft
Filmscreeening, Vortrag und Diskussion
Anfang des Jahres 2020 haben sich zahlreiche polnische Kommunen zu „LGBT-frei Zonen“ erklärt, damit geben sie vor, frei von „LGBT-Ideologie“ zu sein. Tatsächlich dienen diese symbolischen, juristisch haltlosen Vorgänge der gesellschaftlichen Herabwürdigung von LGBTQ-Personen. Magda Wlostowska beschäftigt sich wissenschaftlich mit der Entstehung von schwul-lesbischen Gruppen in Polen und wird in einem multimedialen Vortrag von den Herausforderungen für polnischen LGBTQ-Gruppen angesichts eines rechtskonservativen gesellschaftlichen Klimas und eines persistenten katholischen Traditionalismus berichten.
Auch im heutigen China ist die Lage für LGBTQ-Aktivismus prekär. Der aus Beijing stammende Filmemacher und Aktivist Fan Popo beschäftigt sich in seinen Dokumentationen und Kurzfilmen mit der Situation von nicht-heteronormativen Personen. In seinen an diesem Abend vorgestellten filmischen Beitragen zu gleichgeschlechtlicher Ehe, feministischem Aktivismus oder Sichtbarkeit von Trans-Personen werden zahlreiche Formen von Diskriminierung und Stigmatisierung in der sich zum großen Teil auf patriarchale Traditionen und auf neo-nationalistische Werte berufenden chinesischen Gesellschaft behandelt.
In einem anschließenden Gespräch soll die aktuelle Lage für LGBTQ-Personen in China und Polen vorgestellt werden und Formen sowie Handlungsräume für LGBTQ-Aktivismus in diesen nationalen Kontexten diskutiert werden.
Die Veranstaltung findet teilweise in englischer Sprache statt. Bei Bedarf werden deutschsprachige Zusammenfassungen und DIWO-Übersetzungen angeboten.
12.11.2020
12.11.2020 – 19 Uhr
Vortrag, Lesung und Diskussion
Die Schicksale chinesischer Wanderarbeiter*innen werden kaum gesehen. Dabei sind hunderte Million Menschen von einem brutalen Leben betroffen, das gekennzeichnet durch unsicheren Aufenthaltsstatus, geringste Löhnen und Ausbeutung ist. Umso beeindruckender ist es, dass Zheng Xiaoqiong eine Stimme fand, über ihre damalige Lebensrealität als Fabrikarbeiterin zu schreiben. Sie begann 2001 als Wanderarbeiterin im süd-ost chinesischen Dongguan, verfasste neben ihrer Arbeit Lyrik und wurde 2007 mit dem renommierten Liqun-Literaturpreis ausgezeichnet. Frida Pfeffer und Max Dreste werden eine Einführung in das Feld der chinesischen Arbeiter*innen-Lyrik geben und ausgewählte Gedichte von Zheng Xiaoqiong in Übersetzung und Original genauer vorstellen. Des Weiteren wird darauf eingegangen, wie die Poetin in Bezug auf ihre Arbeit und ihre Biografie von anderen gelesen wird und wie sie sich selbst mit Zuordnungen wie dem Label „Arbeiterlyrikerin“ auseinandersetzt.
03.12.2020
03.12.2020 – 19 Uhr
Vortrag und Diskussion
Die Geschichte der Volksrepublik China wird gewöhnlich in zwei Phasen aufgeteilt: vor und nach 1978, als die Marktreformen begannen. Eine Konstante blieb allerdings: die Herrschaft der Kommunistischen Partei Chinas. Diese transformierte sich in der Reformphase und nutzte die vom Sozialismus geschaffenen Fundamente für das kapitalistische „Wirtschaftswunder“ ab den 1990er Jahren. Der Kapitalismus hat sich in China nicht trotz oder gegen den Sozialismus herausgeschält, sondern wegen des (bzw. dieses) Sozialismus. Ralf Ruckus stellt sein Ende 2020 erscheinendes Buch „The Communist Road to Capitalism. How Social Unrest and Containment Have pushed China’s (R)evolution since 1949“ vor. Er wird mit uns dem Weg des autoritären Parteiregimes folgen, den Klassenspaltungen, dem (maoistischen) Patriarchat und den sozialen Kampfwellen, von der sozialistischen Zeit bis heute.
10.12.2020
10.12.2020 – 19 Uhr
Vortrag und Diskussion
Unter westlichen Kommentator*innen als anachronistische Staatsideologie belächelt, die so gar nicht zum «Pragmatismus» der politischen Führung seit Ende der Mao-Ära passen will, hält die KPCh unbeeindruckt am Marxismus als «leitendes Denken» in der VR China fest und ist stolz auf die in jeder Führungsgeneration kreativ weiterentwickelte „Sinisierung des Marxismus“. Der Vortrag bietet einen Überblick über die Entwicklung des chinesischen Marxismus seit Ende der 1970er Jahre eingeleiteten Reform-und Öffnungspolitik. Es soll gezeigt werden, wie auf dem Feld marxistischer Theorie seither die mit den kapitalistischen Reformen aufgekommenen gesellschaftlichen Konflikte reflektiert und ausgetragen werden. Insbesondere Einblicke in die Debatten und Aktivitäten rund um den in China mit großem Pomp gefeierten 200. Marx-Geburtstag 2018 sollen den Stellenwert des Marxismus im gegenwärtigen China illustrieren.
10.12.2020
10.12.2020 – 19 Uhr
Vortrag und Diskussion
Unter westlichen Kommentator*innen als anachronistische Staatsideologie belächelt, die so gar nicht zum «Pragmatismus» der politischen Führung seit Ende der Mao-Ära passen will, hält die KPCh unbeeindruckt am Marxismus als «leitendes Denken» in der VR China fest und ist stolz auf die in jeder Führungsgeneration kreativ weiterentwickelte „Sinisierung des Marxismus“. Der Vortrag bietet einen Überblick über die Entwicklung des chinesischen Marxismus seit Ende der 1970er Jahre eingeleiteten Reform-und Öffnungspolitik. Es soll gezeigt werden, wie auf dem Feld marxistischer Theorie seither die mit den kapitalistischen Reformen aufgekommenen gesellschaftlichen Konflikte reflektiert und ausgetragen werden. Insbesondere Einblicke in die Debatten und Aktivitäten rund um den in China mit großem Pomp gefeierten 200. Marx-Geburtstag 2018 sollen den Stellenwert des Marxismus im gegenwärtigen China illustrieren.
11.02.2021
11.02.2021 – 19 Uhr
(künstlerische) Vorträge und Diskussion
Runya Qiaoan beschäftigt sich mit der Analyse von Online-Diskursen und dem sogenannten digitalen Populismus. In China setzt die Regierung zuletzt vermehrt dieses Mittel ein, um die Bürger*innen von ihrem politischen Programm zu überzeugen. Am Beispiel der Online-Diskussion in den Parteimedien zur Belt & Road Initiative werden die diskursiven Merkmale dieses Unterfangens analysiert. Ebenso wie liberale Demokratien müssen auch autoritäre Regime im 21. Jahrhundert ihr politisches Programm online bekannt machen und mit den Bürger*innen in populärer Rhetorik kommunizieren, um Unterstützung zu gewinnen und ihre Legitimität zu stärken.
Aufbauend auf ihre Recherche zur Neuen Seidenstraße und mithilfe von Ausschnitten aus ihrem Dokumentarfilm AAA Cargo (2018), setzt Solveig Qu Suess' künstlerischen Vortrag "Overland, There's Shorter Time to Dream" im Inneren des Staubsturms über den Wüsten Taklamakan und Gobi an. Diese Stürme, die alle Aktivitäten in ihrem Weg einfrieren, sind zu einem jährlichen Ereignis in Westchina geworden. Ihre Bewegungen sind zu einer zunehmenden Bedrohung für die aufstrebenden Infrastrukturprojekte der Belt and Road Initiative geworden, die sich über ihre Pfade erstrecken.
Wir erfahren wie Geografien, die lange Zeit in den Peripherien der populären Vorstellungskraft auftauchten, zentral geworden sind für die Formierung des Lieferketten-Kapitalismus, in engen Zusammenspiel mit staatlicher Unterstützung, der Konzentration und Monopolisierung von Kapitalmacht und der Organisation von Wetter und Umwelt selbst. Während das Imaginäre der Neuen Seidenstrasse eine flüssige und mobile Welt des Warenaustauschs heraufbeschwört, erzeugen seine politischen Infrastrukturen ebenso viele Einengungen wie Öffnungen, ebenso viel Stillstand wie Fluss. Diese neuen Geometrien markieren nicht nur die geopolitische Reorganisation von Waren, Menschen, Kapital und Ideen, sondern auch Formen des Widerstands, die sich in Bewegungen ausdrücken, Korn für Korn.
Im Anschluss an die Präsentationen treten die künstlerische und die wissenschaftliche Position miteinander in Dialog, um das Projekt Belt & Road auf vielen Ebenen einzukreisen und es auf dieses Weise samt seiner Potenziale und Fallstricke besser kritisch beleuchten zu können.
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. Bei Bedarf werden für Fragen und Anmerkungen Übersetzungen angeboten.
Unterstützt durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung.
11.02.2021 – 19 Uhr
11.02.2021 – 19 Uhr
Institut für Zukunft
(künstlerische) Vorträge und Diskussion
Runya Qiaoan beschäftigt sich mit der Analyse von Online-Diskursen und dem sogenannten digitalen Populismus. In China setzt die Regierung zuletzt vermehrt dieses Mittel ein, um die Bürger*innen von ihrem politischen Programm zu überzeugen. Am Beispiel der Online-Diskussion in den Parteimedien zur Belt & Road Initiative werden die diskursiven Merkmale dieses Unterfangens analysiert. Ebenso wie liberale Demokratien müssen auch autoritäre Regime im 21. Jahrhundert ihr politisches Programm online bekannt machen und mit den Bürger*innen in populärer Rhetorik kommunizieren, um Unterstützung zu gewinnen und ihre Legitimität zu stärken.
Aufbauend auf ihre Recherche zur Neuen Seidenstraße und mithilfe von Ausschnitten aus ihrem Dokumentarfilm AAA Cargo (2018), setzt Solveig Qu Suess' künstlerischen Vortrag "Overland, There's Shorter Time to Dream" im Inneren des Staubsturms über den Wüsten Taklamakan und Gobi an. Diese Stürme, die alle Aktivitäten in ihrem Weg einfrieren, sind zu einem jährlichen Ereignis in Westchina geworden. Ihre Bewegungen sind zu einer zunehmenden Bedrohung für die aufstrebenden Infrastrukturprojekte der Belt and Road Initiative geworden, die sich über ihre Pfade erstrecken.
Wir erfahren wie Geografien, die lange Zeit in den Peripherien der populären Vorstellungskraft auftauchten, zentral geworden sind für die Formierung des Lieferketten-Kapitalismus, in engen Zusammenspiel mit staatlicher Unterstützung, der Konzentration und Monopolisierung von Kapitalmacht und der Organisation von Wetter und Umwelt selbst. Während das Imaginäre der Neuen Seidenstrasse eine flüssige und mobile Welt des Warenaustauschs heraufbeschwört, erzeugen seine politischen Infrastrukturen ebenso viele Einengungen wie Öffnungen, ebenso viel Stillstand wie Fluss. Diese neuen Geometrien markieren nicht nur die geopolitische Reorganisation von Waren, Menschen, Kapital und Ideen, sondern auch Formen des Widerstands, die sich in Bewegungen ausdrücken, Korn für Korn.
Im Anschluss an die Präsentationen treten die künstlerische und die wissenschaftliche Position miteinander in Dialog, um das Projekt Belt & Road auf vielen Ebenen einzukreisen und es auf dieses Weise samt seiner Potenziale und Fallstricke besser kritisch beleuchten zu können.
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. Bei Bedarf werden für Fragen und Anmerkungen Übersetzungen angeboten.
Unterstützt durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Aktuelle Informationen zu COVID Maßnahmen und eventuell damit verbundene Änderungen finden sich auf derKREV Hauptseite unter "Aktuell".