Aktuell
Wir haben uns aufgelöst
Der KreV – Kulturraum e. V. löst sich auf. Vorliegender Text versucht in aller Kürze, etwas über dieses Ende zu sagen. Doch beginnen wir zunächst mit dem Anfang. 2013 gründete sich der Kulturraum e. V. als gemeinnütziger Verein im gleichen Atemzug wie das Institut fuer Zukunft. Seit es das IfZ gibt, fungierte der KreV als so etwas wie das „politische Aushängeschild“ des Clubs und prägte die politische Selbstverständigung mit. In erster Linie bestand die ehrenamtliche Arbeit des Vereins darin, Vorträge und Vortragsreihenreihen, Seminare, Lesungen oder auch Soliparties im Club zu organisieren. So gab es Veranstaltungen zur Kulturkritik von Mark Fisher, zu Definitionsmacht, Feminismus, Antisemitismus, Kritik der Männlichkeit, 100 Jahre Oktoberrevolution, zur rassistischen Migrationspolitik der EU, zu Fragen nach Universalismus und Partikularismus, zur Geschichte und Gegenwart Chinas u. v. a. Die meisten dieser Veranstaltungen könnt ihr auf der Homepage krev-leipzig.org, die noch ein Weilchen online sein wird, nachvollziehen sowie auf Soundcloud nachhören.
Die Gründe für die Auflösung mögen multikausal, nicht für alle Mitglieder des Vereins repräsentativ, mitunter auch umstritten sein. Und doch liegen sie auf der Hand: Viele Mitglieder hat die Lebensrealität, durch Lohnarbeit bedeutend weniger Zeit zur Verfügung zu haben, eingeholt. Es gelang nicht so recht, „Nachwuchs“ für den Verein zu gewinnen. Interne Konflikte nahmen viel Zeit in Anspruch – manche ohne Ergebnis und zur Frustration einiger. Die Motivation für den Verein schwand sukzessive, sodass die Mehrheit beschlossen hat, den Verein konsequenterweise aufzulösen. An dieser Stelle soll auch nicht verschwiegen werden, dass die politische Selbstverständigung, wie sie tonangebend im IfZ derweil forciert wird, nicht mit unserem emanzipatorischen Selbstverständnis vereinbar ist. Autoritäre Maßnahmen zur Entledigung unliebsamer Personen, die Aufweichung von Mindeststandards im Umgang mit Antisemitismus, die Anwendung von Definitionsmacht nach politischem Gutdünken und die identitäre Auflösung von Konflikten anhand von Sprechorten und zulasten von politischen Argumenten sind bedenkliche Entwicklungen, die sich auch in dem kürzlich veröffentlichten Report widerspiegeln. All dies zeichnete sich schon seit Längerem ab und trotz einiger Interventionen ist es uns leider nicht gelungen, dem wirkungsvoll etwas entgegenzusetzen. Spannungen zwischen dem Verein und Teilen des Clubs gab es zwar immer schon, allerdings lief das Fass in letzter Zeit über.
That being said, no reason to be sad. Wir wollen allen Freund:innen des Vereins herzlich danken, den vielen auch nicht immer sichtbaren Supporter:innen, der Technik-AG im IfZ für die konstante Begleitung der Veranstaltungen, den sehr guten Referent:innen, den wohlwollenden Stiftungen sowie befreundeten politischen Gruppen und nicht zuletzt den zahlreichen, interessierten und klugen Besucher:innen unserer Veranstaltungen. Es war eine famose und erinnerungswürdige Zeit voller Freundschaft, Theorie, Praxis und Kritik – und sicher auch eine der Tränen. Unvergessen verlassen wir den Kohlrabizirkus doch zumindest als Gespenst des Kommunismus nicht.